Bordun


Musik ohne Bordun ist ein Schiff ohne Steuermann


Indisches Sprichwort

Der Begriff "Bourdon" taucht in Frankreich im 13. Jahrhundert mit mehreren Bedeutungen auf. Das Wort bezeichnete Hummel und Biene sowie die Basspfeife des Dudelsacks. Aber auch der Pilgerstab konnte damit gemeint sein. Im Italienschen ist das Wort "bordone" als Bedeutung von Bordun erstmals bei Dante zu finden. Heute bezeichnet man als Bordun einen in unveränderter Tonhöhe mitklingenden Ton (in tiefer oder auch höherer Lage) und die entsprechenden Klangkörper bei Instrumenten (z. B. die Bordunpfeifen beim Dudelsack, die Bordunsaiten bei der Drehleier oder beim Scheitholz).
Im Mittelalter wurde der Bordun als Symbol für das "Ewige", "Immerwährende", "nie Endende" angesehen und besonders im liturgischen Gesang religiös gedeutet. Dementsprechend groß war seine Bedeutung in der Kirchenmusik dieser Zeit. Im Gesang der Ostkirche ist der Bordun heute noch eine Selbstverständlichkeit. Er wird dort "Ison" (der Gleiche) genannt. Der Grundgedanke des Bordun als Symbol des "Unendlichen" findet seine Entsprechung auch in der Architektur verschiedener Stilrichtungen (z. B. im romanischen Rundbogen, im gotischen Glasfenster) - in der Ornamentik und in der Symbolik des Kreises.

Eine interessante Deutung der Bordunmusik ist bei Dantes "Divina Commedia" zu finden. Dante vergleicht darin das Zwitschern der Vögel mit einer Melodiestimme und das Rauschen des Waldes mit dem Bordun.

Anders ausgedrückt: Schon die Natur "erzeugt" bordunartige Klänge. Die Welt kann man sozusagen als ein "Borduniversum" erleben. Die von Menschen erdachte Bordunmusik ist eine künstlerische Umsetzung jener natürlichen Klänge.
Diese inspirierte Musik, über viele Jahrhunderte gespielt und überliefert, steht uns heute als reichhaltiges Repertoire an interessanten, kraftvollen Melodien zur Verfügung.

Die Faszination der Bordunmusik liegt in der Kommunikation zwischen Bordun und Melodie. Im Wechsel von Dissonanz und Konsonanz umspielt die Melodie den Dauerton, so wie die Ornamentik eines Mandalas dessen Mitte umkreist. Wie bei der Beschäftigung mit einem Mandala, unterstützt die Bordunmusik den aufmerksamen Hörer, nach innen zu schauen und seine Mitte zu finden.

Der Bordun bereitet gleichsam einen akustischen Tanzboden, auf dem die Seele des Hörenden tanzend sich erheben kann.

Das Symboltier der Bordunmusik ist die Biene. Ihr "Sound" liefert die nötige Inspiration zur Entfaltung der Bordunmusik. Sie gilt seit alter Zeit als Botin und Mittlerin zwischen den Welten, ein Hinweis auf die mystische Bedeutung der Bordunmusik.

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